Mittel Wissenschaftskommunikation

Mittelschwere Übung 12: Verschiedene Stakeholder über KI-Projekt informieren

Schwierigkeitsgrad: Mittel

Szenario

Dein Forschungsinstitut hat ein neues KI-Projekt zur Entwicklung nachhaltiger Energiesysteme gestartet. Das Projekt umfasst die Entwicklung von Machine Learning-Algorithmen zur Optimierung von Smart Grids, moderne Laborausstattung mit einem neuen KI-Computing-Cluster und Kooperationen mit Energieversorgern und Technologieunternehmen. Das Projekt wird über drei Jahre mit 2,5 Millionen Euro gefördert.

Lernziele

  • Stakeholder-spezifische Prompts formulieren
  • Verschiedene Perspektiven und Interessen in KI-generierte Texte einbringen
  • Unterschiedliche Kommunikationsstile für verschiedene Adressaten entwickeln
  • Wissenschaftliche Inhalte zielgruppengerecht aufbereiten

Aufgaben

1. Stakeholder-Analyse

Überlege zunächst, welche spezifischen Interessen, Anliegen und Informationsbedürfnisse die folgenden Stakeholder-Gruppen haben könnten:

  • Politische Entscheidungsträger und Fördermittelgeber
  • Industriepartner und potenzielle Kooperationsunternehmen
  • Wissenschaftliche Community und Fachpublikum
  • Medien und interessierte Öffentlichkeit

Notiere für jede Stakeholder-Gruppe 3-4 Hauptinteressen und -anliegen.

2. Prompt-Entwicklung

Entwickle für jede der vier Stakeholder-Gruppen einen spezifischen Prompt, der:

  • Die jeweiligen Interessen und Perspektiven der Stakeholder berücksichtigt
  • Einen passenden Kommunikationsstil und Tonalität vorgibt
  • Die relevantesten Aspekte des KI-Projekts für diese Gruppe hervorhebt
  • Ein geeignetes Format für die jeweilige Stakeholder-Gruppe wählt (z.B. Policy Brief, Kooperationsanfrage, Fachartikel, Pressemitteilung)

Lösungsansatz

Beispiel für Stakeholder-Analyse:

Politische Entscheidungsträger und Fördermittelgeber:

  • Interesse an gesellschaftlichem Nutzen und Klimaschutz-Beitrag
  • Fragen zur effizienten Verwendung öffentlicher Mittel und messbaren Ergebnissen
  • Bedenken bezüglich Risiken und ethischen Aspekten von KI
  • Interesse an wirtschaftlichen Auswirkungen und Arbeitsplätzen

Industriepartner und potenzielle Kooperationsunternehmen:

  • Interesse an Technologietransfer und kommerzieller Verwertbarkeit
  • Möglichkeiten für strategische Partnerschaften und Wettbewerbsvorteile
  • Praktische Anwendbarkeit und Marktpotenzial der Forschungsergebnisse
  • Return on Investment und zeitliche Perspektiven für die Markteinführung

Wissenschaftliche Community und Fachpublikum:

  • Interesse an methodischen Ansätzen und wissenschaftlicher Innovation
  • Fragen zur Reproduzierbarkeit und Validierung der Ergebnisse
  • Möglichkeiten für Kollaborationen und gemeinsame Publikationen
  • Beitrag zum wissenschaftlichen Erkenntnisfortschritt im Bereich KI und Energie

Medien und interessierte Öffentlichkeit:

  • Interesse an verständlichen Erklärungen und gesellschaftlicher Relevanz
  • Fragen zu praktischen Auswirkungen auf den Alltag der Menschen
  • Bedenken bezüglich Datenschutz und KI-Sicherheit
  • Interesse an Zukunftsperspektiven und Innovationsgeschichten

Beispiel-Prompts für die vier Stakeholder-Gruppen:

Prompt für politische Entscheidungsträger und Fördermittelgeber:

Erstelle einen professionellen Policy Brief (ca. 300 Wörter) für politische Entscheidungsträger und Fördermittelgeber über unser neues KI-Projekt "SmartGrid AI: Nachhaltige Energiesysteme durch Künstliche Intelligenz". Das Dokument soll die gesellschaftliche Relevanz und den effizienten Mitteleinsatz verdeutlichen.

Wichtige Fakten zum KI-Projekt:
- Laufzeit: 3 Jahre, Fördervolumen: 2,5 Millionen Euro
- Entwicklung von Machine Learning-Algorithmen zur Smart Grid-Optimierung
- Neuer KI-Computing-Cluster für komplexe Energiesystem-Simulationen
- Kooperationen mit 5 regionalen Energieversorgern und 3 Technologieunternehmen
- Erwartete CO2-Einsparung: 15% durch optimierte Energieverteilung
- Schaffung von 12 neuen Arbeitsplätzen (Wissenschaftler und Techniker)

Berücksichtige folgende Aspekte, die für politische Entscheidungsträger wichtig sind:
- Beitrag zu Klimaschutzzielen und Energiewende
- Effiziente Verwendung öffentlicher Fördermittel mit messbaren Ergebnissen
- Stärkung des Technologiestandorts und der Innovationskraft
- Ethische KI-Entwicklung und Berücksichtigung gesellschaftlicher Auswirkungen
- Internationale Wettbewerbsfähigkeit und Technologieführerschaft

Der Tonfall sollte sachlich, überzeugend und ergebnisorientiert sein. Verwende eine klare, politiknahe Sprache mit Fokus auf gesellschaftlichen Nutzen und volkswirtschaftliche Vorteile. Integriere konkrete Zahlen und Zeitpläne sowie eine klare Erfolgsmessung.

Format: Strukturierter Policy Brief mit Executive Summary, Projektzielen, erwarteten Ergebnissen und gesellschaftlichem Impact.

Prompt für Industriepartner und potenzielle Kooperationsunternehmen:

Erstelle eine strategische Kooperationsanfrage (ca. 280 Wörter) an potenzielle Industriepartner für unser KI-Projekt "SmartGrid AI". Das Schreiben soll Technologietransfer-Möglichkeiten und Win-Win-Potenziale hervorheben.

Wichtige Fakten zum KI-Projekt:
- Entwicklung von Machine Learning-Algorithmen zur Energiesystem-Optimierung
- Hochmoderner KI-Computing-Cluster für Echtzeit-Datenanalyse
- Bereits bestehende Partnerschaften mit führenden Energieversorgern
- Patentierbare Technologien mit hohem Kommerzialisierungspotenzial
- Projektlaufzeit: 3 Jahre, mit Möglichkeit zur Verlängerung
- Interdisziplinäres Team aus KI-Experten, Energietechnikern und Datenanalytikern

Folgende Vorteile sollten für Industriepartner herausgearbeitet werden:
- Zugang zu cutting-edge KI-Technologien und Forschungsergebnissen
- Möglichkeit zur gemeinsamen Entwicklung marktfähiger Lösungen
- Reduzierung eigener F&E-Kosten durch Kooperation mit Spitzenforschung
- First-Mover-Advantage bei innovativen Smart Grid-Technologien
- Stärkung der Nachhaltigkeits-Positionierung und ESG-Compliance
- Zugang zu hochqualifizierten Nachwuchskräften

Der Tonfall sollte professionell, partnerschaftlich und geschäftsorientiert sein. Verwende Business-Sprache mit klarem Fokus auf Marktchancen, ROI und strategische Vorteile. Betone die Exklusivität der Kooperationsmöglichkeit und den Technologievorsprung.

Format: Geschäftsbrief mit klarer Wertversprechen-Struktur und konkreten nächsten Schritten für eine Partnerschaft.

Prompt für wissenschaftliche Community und Fachpublikum:

Erstelle einen wissenschaftlichen Projektartikel (ca. 350 Wörter) für ein Fachjournal oder eine Konferenz-Publikation über unser KI-Projekt "SmartGrid AI: Machine Learning for Sustainable Energy Systems". Der Artikel soll methodische Innovation und wissenschaftlichen Beitrag hervorheben.

Wichtige Fakten zum KI-Projekt:
- Entwicklung neuartiger Deep Learning-Architekturen für Energiesystem-Optimierung
- Kombination von Reinforcement Learning und Graph Neural Networks
- Echtzeit-Verarbeitung von Millionen von Sensordaten aus Smart Grids
- Innovative Ansätze zur Behandlung von Unsicherheiten in erneuerbaren Energien
- Interdisziplinäre Methodik: KI + Energietechnik + Systemtheorie
- Geplante Open-Source-Veröffentlichung von Algorithmen und Datensätzen

Berücksichtige folgende Aspekte, die für die wissenschaftliche Community wichtig sind:
- Methodische Innovation und Beitrag zum Stand der Forschung
- Reproduzierbarkeit und Validierung der entwickelten Algorithmen
- Potenzial für interdisziplinäre Kollaborationen und Folgeforschung
- Publikationsmöglichkeiten in hochrangigen Journals
- Beitrag zur theoretischen Fundierung von KI in Energiesystemen
- Möglichkeiten für Doktoranden und Postdocs zur Mitarbeit

Der Tonfall sollte wissenschaftlich präzise, aber zugänglich sein. Verwende Fachterminologie angemessen, erkläre aber innovative Konzepte. Betone die methodische Rigorosität und den Erkenntnisgewinn für die Forschungsgemeinschaft.

Format: Strukturierter Fachartikel mit Abstract, Motivation, Methodik, erwarteten Ergebnissen und Diskussion der wissenschaftlichen Relevanz. Integriere Verweise auf relevante Literatur und potenzielle Kollaborationsmöglichkeiten.

Prompt für Medien und interessierte Öffentlichkeit:

Erstelle eine verständliche Pressemitteilung (ca. 320 Wörter) für Medien und die interessierte Öffentlichkeit über unser KI-Projekt "SmartGrid AI". Die Mitteilung soll komplexe Technologie allgemeinverständlich erklären und gesellschaftliche Relevanz verdeutlichen.

Wichtige Fakten zum KI-Projekt:
- KI-Algorithmen machen Stromnetze intelligenter und umweltfreundlicher
- Automatische Optimierung der Energieverteilung in Echtzeit
- Bessere Integration von Solar- und Windenergie ins Stromnetz
- Reduzierung von Energieverschwendung um bis zu 15%
- Kooperation mit regionalen Stadtwerken für Praxistests
- Förderung durch Bundesministerium mit 2,5 Millionen Euro über 3 Jahre

Adressiere folgende Punkte, die für die Öffentlichkeit wichtig sind:
- Konkrete Vorteile für Verbraucher (stabilere Stromversorgung, niedrigere Kosten)
- Beitrag zum Klimaschutz und zur Energiewende
- Verständliche Erklärung, wie KI bei Energiesystemen hilft
- Sicherheit und Datenschutz bei intelligenten Stromnetzen
- Auswirkungen auf Arbeitsplätze und regionale Wirtschaft
- Zeitplan und wann erste Ergebnisse sichtbar werden

Der Tonfall sollte informativ, aber nicht technisch sein. Verwende allgemeinverständliche Sprache und anschauliche Vergleiche. Vermeide Fachjargon und erkläre komplexe Konzepte mit einfachen Beispielen. Betone den praktischen Nutzen für die Gesellschaft.

Format: Journalistische Pressemitteilung mit aussagekräftiger Überschrift, Lead-Absatz mit den wichtigsten Informationen, Hauptteil mit Details und Zitaten, sowie Kontaktinformationen für Rückfragen.

Integriere ein Zitat des Projektleiters zur Vision des Projekts und ein Zitat eines Industriepartners zur praktischen Bedeutung.

Schlüsselelemente für erfolgreiche stakeholder-spezifische Prompts:

  1. Klare Stakeholder-Definition: Präzise Identifikation der Zielgruppe und ihrer spezifischen Interessen, Sorgen und Informationsbedürfnisse

  2. Format-Anpassung: Wahl des angemessenen Kommunikationsformats für jede Stakeholder-Gruppe (Policy Brief, Geschäftsbrief, Fachartikel, Pressemitteilung)

  3. Sprachstil-Differenzierung: Anpassung von Tonalität, Fachsprache und Komplexitätsgrad an die jeweilige Zielgruppe

  4. Relevanz-Fokussierung: Betonung der für jede Stakeholder-Gruppe wichtigsten Projektaspekte und Vorteile

  5. Handlungsaufforderungen: Passende Call-to-Actions für jede Gruppe (Förderung, Kooperation, Kollaboration, Berichterstattung)

  6. Evidenz-Anpassung: Verwendung der für jede Gruppe überzeugendsten Argumente und Belege (gesellschaftlicher Nutzen, ROI, wissenschaftliche Innovation, praktischer Nutzen)

Reflexion zu Herausforderungen bei stakeholder-spezifischer Wissenschaftskommunikation:

Die Kommunikation wissenschaftlicher Projekte an verschiedene Stakeholder bringt besondere Herausforderungen mit sich:

  1. Komplexitäts-Management: Wissenschaftliche Inhalte müssen für verschiedene Wissensstände aufbereitet werden, ohne an Präzision zu verlieren.

  2. Interessens-Divergenz: Verschiedene Stakeholder haben unterschiedliche, teilweise konkurrierende Interessen und Prioritäten.

  3. Vertrauen und Glaubwürdigkeit: Jede Stakeholder-Gruppe hat eigene Kriterien für Vertrauenswürdigkeit und Relevanz.

  4. Zeitliche Perspektiven: Politiker denken in Wahlperioden, Unternehmen in Quartalen, Wissenschaftler in Projektzyklen.

  5. Risiko-Wahrnehmung: Unterschiedliche Stakeholder bewerten Chancen und Risiken von KI-Technologien sehr verschieden.

KI kann bei diesen Herausforderungen unterstützen durch:

  1. Automatisierte Anpassung: Ein Grundinhalt kann automatisch für verschiedene Stakeholder-Gruppen optimiert werden.

  2. Konsistenz-Sicherung: Kernbotschaften bleiben über alle Kommunikationskanäle hinweg konsistent.

  3. Effizienz-Steigerung: Schnelle Erstellung verschiedener Kommunikationsmaterialien aus einer Informationsbasis.

  4. Sprach-Optimierung: Automatische Anpassung von Fachsprache, Tonalität und Komplexitätsgrad.

  5. Format-Vielfalt: Einfache Erstellung verschiedener Dokumenttypen für unterschiedliche Kommunikationszwecke.

Die größte Stärke liegt darin, dass Wissenschaftskommunikatoren sich auf die strategische Planung und inhaltliche Qualität konzentrieren können, während KI bei der effizienten und zielgruppengerechten Aufbereitung unterstützt.

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