Der Dialog mit KI: Follow-up-Techniken
Der Weg zum optimalen Ergebnis durch geschickten Dialog
Der erfolgreiche Einsatz von KI ist selten ein einmaliger Prompt, sondern vielmehr ein Dialog. Wie in einem kreativen Briefing oder einer Konzeptentwicklung führt die iterative Kommunikation zu den besten Ergebnissen. Mit den richtigen Follow-up-Techniken kannst du die KI gezielt steuern, Missverständnisse klären und aus ersten Entwürfen hochwertige Endprodukte entwickeln.
Warum der Dialog entscheidend ist
Ein bewusst geführter Dialog mit der KI bietet entscheidende Vorteile:
- Iterative Verbesserung: Schrittweise Optimierung statt Alles-oder-Nichts-Ansatz
- Lerneffekt: Die KI versteht deine Anforderungen mit jedem Austausch besser
- Ressourceneffizienz: Nachbesserungen statt kompletter Neuanfänge
- Kreative Entwicklung: Ideen können gemeinsam weiterentwickelt werden
- Qualitätssteigerung: Durch gezieltes Feedback entsteht ein präziseres Ergebnis
Die sieben wichtigsten Kategorien von Follow-up-Prompts
1. Klärungs- und Erweiterungs-Prompts
Diese Prompts helfen, unklare Konzepte zu verdeutlichen oder bestehende Antworten zu vertiefen.
Wann einsetzen:
- Wenn Teile der Antwort unklar oder zu oberflächlich sind
- Wenn du spezifischere Informationen benötigst
- Wenn du Fehler oder Ungenauigkeiten korrigieren möchtest
- Wenn du weitere Beispiele oder Alternativen brauchst
Beispiele aus Marketing und Kommunikation:
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Vertiefung anfordern: “Kannst du den Abschnitt zur Zielgruppenansprache genauer ausführen? Was sind konkret die psychografischen Merkmale dieser Persona?”
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Begriffserklärung: “Du hast ‘Digital Body Language’ erwähnt – kannst du dieses Konzept für unser Marketing-Team erklären und wie wir es in unserer Lead-Nurturing-Strategie nutzen können?”
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Fehlerkorrektur: “Ich glaube, es gibt einen Fehler bei den Instagram-Ad-Spezifikationen. Ist die maximale Textlänge nicht 125 statt 225 Zeichen?”
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Beispielanfrage: “Kannst du drei konkrete Beispiele für erfolgreiche B2B-LinkedIn-Posts geben, die diesen Storytelling-Ansatz verwenden?”
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Kreative Erweiterung: “Gibt es noch unkonventionellere Ansätze für diese Kampagne, die wir noch nicht bedacht haben? Vielleicht etwas, das in unserer Branche noch nicht üblich ist?“
2. Umformulierungs- und Anpassungs-Prompts
Diese Prompts helfen, bestehende Inhalte an spezifische Stile, Zielgruppen oder Formate anzupassen.
Wann einsetzen:
- Wenn der Ton oder Stil angepasst werden muss
- Wenn der Inhalt für eine andere Zielgruppe umgeschrieben werden soll
- Wenn das Format geändert werden soll
- Wenn komplexe Inhalte vereinfacht werden müssen
Beispiele aus Marketing und Kommunikation:
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Stilanpassung: “Formuliere den Pressetext bitte in einem lockeren, conversational Tone of Voice um, wie wir ihn für unsere Social-Media-Kanäle verwenden würden.”
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Zielgruppenanpassung: “Überarbeite die Produktbeschreibung für ein technisch nicht versiertes Publikum, ohne dabei wichtige Vorteile zu verlieren.”
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Formatwechsel: “Verwandle den ausführlichen Blogpost in eine prägnante Infografik-Vorlage mit maximal 7 Kernpunkten.”
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Vereinfachung: “Erkläre unser Attributionsmodell so, dass es auch Marketing-Einsteiger ohne Analytics-Erfahrung verstehen können – idealerweise mit einer alltäglichen Analogie.”
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Medienspezifische Anpassung: “Wandle die wichtigsten Punkte des Whitepapers in eine Reihe von 5 LinkedIn-Posts um, die aufeinander aufbauen.”
3. Zusammenfassungs- und Neuanlauf-Prompts
Diese Prompts helfen, komplexe Diskussionen zu strukturieren oder bei Bedarf einen neuen Ansatz zu wählen.
Wann einsetzen:
- Wenn du einen Überblick über längere Gespräche benötigst
- Wenn du konkrete To-Do-Listen oder Actionables extrahieren möchtest
- Wenn der bisherige Ansatz nicht funktioniert und ein Neustart sinnvoll ist
- Wenn du eine prägnantere Version eines längeren Textes benötigst
Beispiele aus Marketing und Kommunikation:
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Gesprächszusammenfassung: “Fasse die wichtigsten Punkte unserer Diskussion zur Content-Strategie in maximal 5 Bullet Points zusammen.”
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Actionable-Extraktion: “Erstelle aus unserem Brainstorming zu Kampagnenideen eine priorisierte To-Do-Liste mit den 3 vielversprechendsten Maßnahmen.”
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Neuansatz: “Lass uns einen anderen Ansatz versuchen. Anstatt eines produkt-zentrierten Texts, entwickle eine kunden-zentrierte Story, die das Problem in den Mittelpunkt stellt.”
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Konkretisierung: “Kannst du unsere Social-Media-Strategie in einen konkreten Wochenplan übersetzen? Welche Inhalte sollten wir an welchen Tagen auf welchen Plattformen posten?”
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Korrekturprompt: “Der Ton ist noch zu formal für unsere Zielgruppe. Versuche es noch einmal, aber diesmal mit einem freundlicheren, nahbareren Stil, wie man ihn in einer persönlichen E-Mail verwenden würde.”
4. Problemlösungs- und Strategie-Prompts
Diese Prompts helfen, strategische Überlegungen anzustellen und konkrete Lösungswege zu entwickeln.
Wann einsetzen:
- Wenn du verschiedene Szenarien durchspielen möchtest
- Wenn du konkrete Umsetzungspläne benötigst
- Wenn du Ressourcenbeschränkungen hast
- Wenn du messbare Ziele definieren möchtest
Beispiele aus Marketing und Kommunikation:
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Alternativszenarien: “Was wäre, wenn wir statt auf bezahlte Anzeigen komplett auf organisches Wachstum setzen müssten? Wie würde unsere Content-Strategie dann aussehen?”
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Ressourcenoptimierung: “Wenn wir diesen Relaunch mit nur der Hälfte des Budgets umsetzen müssten, welche Elemente würdest du priorisieren und worauf könnten wir verzichten?”
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Schritt-für-Schritt-Plan: “Skizziere einen 90-Tage-Plan für die Einführung unseres neuen Lead-Nurturing-Prozesses, inklusive Meilensteine und Erfolgskennzahlen.”
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Erfolgsmessung: “Wie würden wir den Erfolg dieser Influencer-Kampagne messen? Erstelle eine Tabelle mit KPIs und entsprechenden Messverfahren.”
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Gap-Analyse: “Vergleiche unseren aktuellen Content-Mix mit dem, was für die neue Strategie benötigt wird. Welche Inhaltstypen fehlen noch und welche Ressourcen brauchen wir dafür?“
5. Analyse- und Bewertungs-Prompts
Diese Prompts helfen, bestehende Ideen kritisch zu prüfen und umfassend zu bewerten.
Wann einsetzen:
- Wenn du eine objektive Einschätzung brauchst
- Wenn du Vor- und Nachteile abwägen möchtest
- Wenn du verschiedene Optionen vergleichen willst
- Wenn du Auswirkungen und Konsequenzen analysieren möchtest
Beispiele aus Marketing und Kommunikation:
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Stärken-Schwächen-Analyse: “Analysiere die Vor- und Nachteile unserer geplanten Influencer-Marketing-Strategie im Vergleich zu traditionellen PR-Maßnahmen.”
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Trendanalyse: “Wie hat sich die Nutzung von User-Generated Content im Luxussegment in den letzten Jahren entwickelt und welche Trends zeichnen sich für die Zukunft ab?”
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Wettbewerbsvergleich: “Vergleiche unseren Content-Ansatz mit dem unserer drei Hauptwettbewerber. Wo haben wir Lücken und wo sind wir führend?”
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Risikobewertung: “Welche potenziellen Risiken birgt unsere provokante Kampagnenidee? Wie könnten verschiedene Stakeholder-Gruppen reagieren?”
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ROI-Analyse: “Wie würdest du den potenziellen ROI dieser Marketing-Automation-Lösung im Vergleich zur manuellen Bearbeitung einschätzen? Kannst du die Einsparungen quantifizieren?“
6. Beispiel- und Anwendungs-Prompts
Diese Prompts helfen, theoretische Konzepte durch konkrete Beispiele greifbar zu machen.
Wann einsetzen:
- Wenn abstrakte Konzepte veranschaulicht werden sollen
- Wenn du praktische Anwendungsfälle benötigst
- Wenn du theoretisches Wissen in die Praxis übersetzen möchtest
- Wenn du greifbare Daten und Zahlen brauchst
Beispiele aus Marketing und Kommunikation:
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Fallbeispiele: “Kannst du drei reale Beispiele für Marken geben, die diese Art von Community-Marketing erfolgreich eingesetzt haben? Was genau haben sie gemacht?”
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Konkrete Anwendung: “Wie könnten wir das Konzept der Micro-Moments konkret für unsere E-Commerce-Website nutzen? Gib praktische Beispiele für jede Customer-Journey-Phase.”
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Datenuntermauerung: “Kannst du einige spezifische Zahlen oder Statistiken nennen, die die Wirksamkeit von User-Generated Content im Beauty-Bereich belegen?”
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Praktische Tipps: “Welche drei sofort umsetzbaren Tipps würdest du einem Social-Media-Manager geben, der gerade mit TikTok-Marketing beginnt?”
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Analogien: “Erkläre das Konzept des Marketing-Funnels mit einer Analogie aus der Alltagswelt, die wir in unserer Vertriebsschulung verwenden können.”
7. Stakeholder- und Einflussanalyse-Prompts
Diese Prompts helfen, die Auswirkungen von Entscheidungen auf verschiedene Interessengruppen zu verstehen.
Wann einsetzen:
- Wenn Entscheidungen verschiedene Gruppen unterschiedlich betreffen
- Wenn du Widerstände antizipieren möchtest
- Wenn du inklusive Kommunikation sicherstellen willst
- Wenn du den Impact einer Kampagne auf verschiedene Zielgruppen verstehen möchtest
Beispiele aus Marketing und Kommunikation:
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Stakeholder-Mapping: “Wie würde unsere geplante Preiserhöhung verschiedene Kundengruppen beeinflussen? Erstelle eine Übersicht der wichtigsten Stakeholder und ihrer wahrscheinlichen Reaktionen.”
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Change-Management: “Wie könnte die neue Content-First-Strategie intern von verschiedenen Abteilungen aufgenommen werden? Welche Widerstände könnten entstehen und wie begegnen wir ihnen?”
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Inklusive Kommunikation: “Überprüfe unseren Kampagnenansatz auf mögliche Ausschlüsse oder unbeabsichtigte negative Auswirkungen auf bestimmte demographische Gruppen.”
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Kanalspezifische Auswirkungen: “Wie würde die neue einheitliche Bildsprache auf den verschiedenen Plattformen (Instagram, LinkedIn, Website) wirken und welche Anpassungen müssten wir jeweils vornehmen?”
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Wettbewerbsreaktion: “Wie könnten unsere Hauptwettbewerber auf diese Produkteinführungsstrategie reagieren und wie sollten wir uns darauf vorbereiten?”
Fortgeschrittene Dialogstrategien
Die Sandwich-Methode
Eine besonders effektive Herangehensweise ist die Sandwich-Methode, bei der du positives Feedback, konstruktive Kritik und eine klare Richtung für die nächste Iteration kombinierst:
"Danke für den Newsletter-Entwurf. Die Einleitung ist stark und fesselnd, genau wie ich es mir vorgestellt hatte [POSITIVES FEEDBACK].
Der mittlere Teil wirkt jedoch noch zu generisch und könnte spezifischer auf unsere Zielgruppe zugeschnitten sein. Auch fehlt ein klarer Call-to-Action am Ende [KONSTRUKTIVE KRITIK].
Bitte überarbeite den Mittelteil mit mehr branchenspezifischen Beispielen und füge einen prägnanten Call-to-Action hinzu, der zum Download unseres neuen Whitepapers auffordert [KLARE RICHTUNG]."
Die Iterative Verfeinerungstechnik
Bei komplexen Projekten ist ein schrittweiser Ansatz oft am effektivsten:
- Grundstruktur erarbeiten: “Erstelle eine grobe Struktur für unseren Content-Plan.”
- Einzelne Bereiche vertiefen: “Lass uns jetzt den Abschnitt zu Social Media detaillierter ausarbeiten.”
- Kritische Prüfung: “Gibt es Lücken oder Überschneidungen in unserer bisherigen Planung?”
- Feinschliff: “Optimiere die Sprache und achte auf Konsistenz über alle Abschnitte hinweg.”
- Finale Prüfung: “Stelle sicher, dass alle Kernbotschaften enthalten sind und unser Markenwording durchgängig verwendet wird.”
Die Perspektivwechsel-Technik
Besonders wertvoll für kreative Prozesse und um blinde Flecken zu entdecken:
"Betrachte unsere Kampagnenidee einmal aus drei verschiedenen Perspektiven:
1. Als typischer Kunde unserer Zielgruppe: Was überzeugt dich, was fehlt dir?
2. Als skeptischer Wettbewerber: Wo siehst du Schwachstellen oder Angriffspunkte?
3. Als Social-Media-Manager, der die Kampagne umsetzen muss: Welche praktischen Herausforderungen könnten auftreten?"
Beispiel-Dialog: Vom Konzept zum Endergebnis
Ausgangssituation:
Ein Marketing-Manager benötigt eine E-Mail-Kampagne für ein neues Produkt.
Initialer Prompt: “Erstelle eine E-Mail-Kampagne für unser neues Projektmanagement-Tool.”
KI-Antwort: [Eine grundlegende, generische E-Mail-Kampagnenskizze]
Follow-up 1 (Klärung und Spezifizierung): “Danke für den Entwurf. Um das zu präzisieren: Unser Tool ‘ProjectFlow’ richtet sich speziell an Marketing-Teams in mittelständischen Unternehmen. Die Hauptvorteile sind nahtlose Integration mit gängigen Marketing-Tools, automatisierte Report-Erstellung und ein spezielles Dashboard für Kampagnen-Tracking. Kannst du die Kampagne darauf zuschneiden und eine Sequenz von 3 E-Mails vorschlagen: Teaser, Hauptlaunch und Follow-up?”
KI-Antwort: [Eine deutlich spezifischere, auf die Zielgruppe und Features ausgerichtete E-Mail-Sequenz]
Follow-up 2 (Stilanpassung): “Die Struktur und Inhalte gefallen mir gut! Könntest du den Ton bitte etwas anpassen? Unser Brand Voice ist freundlich-professionell mit einem Hauch von Humor. Wir duzen unsere Kunden und verwenden gerne konkrete Zahlen und Beispiele.”
KI-Antwort: [Die E-Mail-Sequenz mit angepasstem Tonfall und Anrede]
Follow-up 3 (Konkrete Anwendungsbeispiele): “Viel besser! Für die zweite E-Mail bräuchten wir noch 2-3 konkrete Beispiele, wie Marketing-Teams ProjectFlow nutzen könnten. Zum Beispiel für die Planung einer Social-Media-Kampagne oder die Koordination einer Produkteinführung.”
KI-Antwort: [Verbesserte Version mit spezifischen Anwendungsbeispielen]
Follow-up 4 (Formatierung und CTA): “Fast perfekt! Zwei letzte Anpassungen:
- Bitte formate die E-Mails mit klaren Zwischenüberschriften für bessere Scannbarkeit.
- Mache den Call-to-Action in jeder E-Mail auffälliger und spezifischer (z.B. ‘14-Tage-Testversion starten’ statt ‘Mehr erfahren’).”
KI-Antwort: [Finale Version mit optimierter Formatierung und präzisen CTAs]
Häufige Fehler im Dialog vermeiden
- Zu viele Änderungen auf einmal: Beschränke dich auf 2-3 Anpassungen pro Follow-up
- Unklares Feedback: “Das gefällt mir nicht” statt spezifischer Änderungswünsche
- Widersprüchliche Anweisungen: Achte auf Konsistenz in deinen Anforderungen
- Vergessen des Gesamtziels: Verliere nicht den ursprünglichen Zweck aus den Augen
- Unnötiger Neustart: Baue auf dem Vorhandenen auf, statt bei Kleinigkeiten neu zu beginnen
Eigene Dialog-Bibliothek aufbauen
Eine Sammlung effektiver Follow-up-Prompts für wiederkehrende Situationen kann dir viel Zeit sparen:
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Für Content-Optimierung: “Der Inhalt ist informativ, könnte aber noch [SPEZIFISCHER/KÜRZER/DETAILLIERTER] sein. Bitte überarbeite den Abschnitt zu [THEMA] und lege dabei mehr Wert auf [ASPEKT].”
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Für Tonalitätsanpassungen: “Bitte passe den Ton an unsere Markensprache an: [TONBESCHREIBUNG]. Hier ein Beispiel unserer typischen Kommunikation: [BEISPIEL].”
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Für Formatänderungen: “Die Informationen sind gut, aber das Format ist nicht optimal für [VERWENDUNGSZWECK]. Bitte wandle es in [NEUES FORMAT] um mit Fokus auf [SCHWERPUNKT].”
Praxis-Tipp: Notiere dir bei erfolgreichen KI-Dialogen die entscheidenden Follow-up-Prompts, die zu deutlichen Verbesserungen geführt haben. Mit der Zeit entsteht so eine persönliche “Prompt-Bibliothek” von bewährten Dialogtechniken, die du immer wieder einsetzen kannst.