Der Kontext im Prompt Framework
Was sind relevante Rahmenbedingungen? Das Fundament für passgenaue Antworten
Der Kontext liefert der KI die notwendigen Hintergrundinformationen, die sie für eine präzise, relevante und situationsgerechte Antwort benötigt. Wie ein guter Briefing-Anhang im Agenturalltag sorgt der richtige Kontext dafür, dass du genau die Antwort erhältst, die zu deinen spezifischen Anforderungen passt.
Warum der Kontext so entscheidend ist
Ein gut definierter Kontext bietet entscheidende Vorteile:
- Höhere Relevanz: Die KI versteht deine spezifische Situation und liefert passendere Antworten
- Weniger Missverständnisse: Klare Rahmenbedingungen reduzieren Fehlinterpretationen
- Bessere Qualität: Detaillierter Kontext führt zu präziseren und nützlicheren Ergebnissen
- Zeitersparnis: Weniger Nachfragen und Korrekturen nötig
- Zielgerichtete Lösungen: Antworten, die genau auf deine Bedürfnisse zugeschnitten sind
Die fünf wichtigsten Kontext-Kategorien
1. Zielgruppen-Kontext: Für wen ist die Antwort bestimmt?
Der Zielgruppen-Kontext definiert, wer die Antwort lesen oder verwenden wird. Dies ist besonders im Marketing entscheidend, wo die Kenntnis der Zielgruppe über den Erfolg einer Kommunikation entscheidet.
Spezifische Informationen, die du bereitstellen kannst:
- Demografische Merkmale (Alter, Geschlecht, Beruf, Bildungsniveau)
- Fachliches Vorwissen (Experten, Anfänger, Management)
- Besondere Interessen oder Bedürfnisse
- Kommunikationskanal (Social Media, E-Mail, Print, Website)
Praxisbeispiele aus Marketing und Kommunikation:
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B2B-Fachpublikum: “Die Antwort richtet sich an Marketingentscheider in mittelständischen B2B-Unternehmen mit grundlegendem Verständnis von Digital Marketing, aber ohne tiefe technische Expertise.”
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Endverbraucher: “Zielgruppe sind umweltbewusste Millennials (25-40 Jahre), die bereit sind, für nachhaltige Produkte mehr zu zahlen und primär über Instagram und TikTok erreicht werden.”
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Internes Team: “Die Informationen sind für unser Vertriebsteam gedacht, das technische Details unserer neuen Software-Lösung in einfachen Worten an Kunden erklären können muss.”
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Multi-Channel: “Der Content soll für verschiedene Kanäle anpassbar sein: primär für LinkedIn (professioneller Ton), aber auch adaptierbar für unseren Newsletter (persönlicher) und die Website (informativ).“
2. Ergebnis-Kontext: Wofür wird die Antwort verwendet?
Der Ergebnis-Kontext erklärt, welchem Zweck die Antwort dienen soll – das “Warum” hinter deiner Anfrage. Dies hilft der KI, sich auf das richtige Endergebnis zu fokussieren.
Spezifische Informationen, die du bereitstellen kannst:
- Konkrete Verwendung der Antwort (Präsentation, Kundengespräch, Kampagne)
- Gewünschte Wirkung (Informieren, Überzeugen, Aktivieren)
- Zeitlicher Rahmen (kurzfristige Kampagne, langfristige Strategie)
- Messbare Ziele (Conversion-Steigerung, Awareness-Aufbau)
Praxisbeispiele aus Marketing und Kommunikation:
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Kampagnenplanung: “Diese Ideen werden als Grundlage für unsere Q4-Weihnachtskampagne dienen, die auf eine 20%-Umsatzsteigerung im Vergleich zum Vorjahr abzielt.”
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Kundenkommunikation: “Die erstellte E-Mail-Vorlage wird für Kunden verwendet, deren Abonnement in 14 Tagen ausläuft, mit dem Ziel, die Verlängerungsrate um 15% zu steigern.”
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Pitchvorbereitung: “Diese Argumentationsstruktur wird in einer Pitch-Präsentation vor dem Vorstand eines potenziellen Neukunden verwendet, bei dem wir uns gegen drei Mitbewerber durchsetzen müssen.”
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Content-Planung: “Die Content-Ideen werden zur Entwicklung eines thematischen Redaktionsplans für das kommende Quartal genutzt, mit dem Ziel, unsere organische Reichweite zu erhöhen.”
3. Technischer Kontext: Welche technischen Rahmenbedingungen sind zu beachten?
Der technische Kontext umfasst alle relevanten technischen Aspekte, die für die Antwort wichtig sind – von Plattformspezifikationen bis zu technischen Einschränkungen.
Spezifische Informationen, die du bereitstellen kannst:
- Technologische Plattformen (WordPress, Shopify, HubSpot)
- System-Einschränkungen oder -Anforderungen
- Kompatibilitätsanforderungen
- Technische Standards oder Richtlinien
Praxisbeispiele aus Marketing und Kommunikation:
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Social Media: “Die Instagram-Carousel-Posts sollten aus maximal 10 Bildern bestehen und die optimale Auflösung von 1080x1080 Pixeln haben.”
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Website-Content: “Unsere WordPress-Website verwendet das Divi-Theme, und alle Meta-Beschreibungen sollten maximal 155 Zeichen umfassen für optimale SEO-Performance.”
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E-Mail-Marketing: “Wir nutzen Mailchimp für unsere Newsletter, daher sollte der Text mobiloptimiert sein und nicht mehr als 500 Wörter umfassen, um die Öffnungs- und Klickraten zu optimieren.”
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Anzeigentexte: “Die Google Ads müssen den Richtlinien entsprechen: Hauptzeile maximal 30 Zeichen, zwei Beschreibungszeilen mit je maximal 90 Zeichen und klare Call-to-Actions.”
4. Situativer Kontext: In welcher Situation befinden wir uns?
Der situative Kontext beschreibt die aktuelle Lage, in der sich dein Unternehmen, deine Marke oder dein Projekt befindet – wichtige Hintergrundinformationen, die die Antwort beeinflussen.
Spezifische Informationen, die du bereitstellen kannst:
- Aktuelle Unternehmenslage (Wachstum, Umstrukturierung, Krise)
- Marktposition und Wettbewerbssituation
- Aktuelle Herausforderungen oder Chancen
- Zeitlicher Druck oder besondere Umstände
Praxisbeispiele aus Marketing und Kommunikation:
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Markteinführung: “Wir befinden uns vier Wochen vor dem Launch unseres neuen Produkts, das in einem hart umkämpften Markt gegen den etablierten Marktführer antreten wird.”
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Krisenkommunikation: “Unser Unternehmen steht nach einem Datenleck in der Kritik, und wir müssen schnell und transparent kommunizieren, um Vertrauen wiederherzustellen.”
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Repositionierung: “Nach der Fusion mit einem anderen Unternehmen positionieren wir unsere Marke neu und müssen sowohl bestehende als auch neue Kunden ansprechen.”
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Saisonales Geschäft: “Wir bereiten uns auf das Weihnachtsgeschäft vor, das 40% unseres Jahresumsatzes ausmacht, und müssen uns gegen aggressive Preisaktionen der Konkurrenz behaupten.”
5. Lokaler/Kultureller Kontext: Welche regionalen oder kulturellen Faktoren spielen eine Rolle?
Der lokale oder kulturelle Kontext berücksichtigt geografische, kulturelle oder regionale Besonderheiten, die für eine angemessene Kommunikation wichtig sind.
Spezifische Informationen, die du bereitstellen kannst:
- Zielmarkt oder -region
- Kulturelle Besonderheiten oder Tabus
- Lokale Trends oder Präferenzen
- Rechtliche oder regulatorische Anforderungen
Praxisbeispiele aus Marketing und Kommunikation:
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Internationales Marketing: “Die Kampagne zielt auf den skandinavischen Markt ab, wo minimalistisches Design und Nachhaltigkeitsthemen besonders gut ankommen.”
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Regionale Anpassung: “Wir expandieren nach Süddeutschland, wo der persönliche Kontakt und regionale Verankerung wichtiger sind als in unserem bisherigen norddeutschen Markt.”
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Rechtliche Anforderungen: “Die Kommunikation muss DSGVO-konform sein und den besonderen Anforderungen des deutschen Wettbewerbsrechts entsprechen.”
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Kulturelle Sensibilität: “Unsere neue Markenkampagne wird global ausgerollt, muss aber für den asiatischen Markt kulturell angepasst werden, insbesondere in Bezug auf Farbsymbolik und Bildsprache.”
Fortgeschrittene Techniken für effektive Kontextgestaltung
Die Technik der kontrollierten Kontexteskalation
Beginne mit dem wichtigsten Kontext und erweitere schrittweise, falls nötig:
“Erstelle Facebook-Anzeigentexte für unsere neue Produktlinie. [Basis-Kontext]
Wenn die Antwort zu generisch ist, ergänze: “Die Zielgruppe sind technikaffine Männer zwischen 30-45 Jahren mit hohem Einkommen.” [Zielgruppen-Kontext]
Bei Bedarf weiter spezifizieren: “Unsere Marke positioniert sich als Premium-Anbieter im stark umkämpften Smart-Home-Markt.” [Situativer Kontext]
Die Technik der Kontext-Priorisierung
Markiere die wichtigsten Kontextfaktoren, um ihre Bedeutung hervorzuheben:
“Erstelle einen Blog-Artikel zum Thema Nachhaltigkeit im E-Commerce. WICHTIG: Die Zielgruppe sind kleine Onlineshop-Betreiber mit begrenztem Budget. BEACHTE: Der Artikel soll primär SEO-optimiert sein und spezifische, umsetzbare Tipps enthalten.”
Die Kontext-Matrix für komplexe Anfragen
Bei umfangreichen Projekten kannst du den Kontext strukturiert in einer Matrix darstellen:
ZIELGRUPPE: Marketing-Manager in mittelständischen B2B-Unternehmen
VERWENDUNG: Webinar-Präsentation zu Lead-Generierung
SITUATION: Zunehmender Wettbewerbsdruck und sinkende Conversion-Raten
TECHNISCH: PowerPoint-Format, maximal 15 Folien, inkl. interaktiver Elemente
REGIONAL: DACH-Markt mit Fokus auf deutsche Mittelstandskultur
Beispiel-Szenarien: Die Macht des richtigen Kontexts
Ausgangssituation:
Ein Marketingteam benötigt Ideen für eine Social-Media-Kampagne.
Schwacher Prompt ohne Kontext: “Gib mir Ideen für eine Social-Media-Kampagne.”
Verbesserter Prompt mit relevantem Kontext: “Entwickle Ideen für eine 4-wöchige Social-Media-Kampagne für die Einführung unserer neuen veganen Produktlinie.
Zielgruppen-Kontext: Unsere Hauptzielgruppe sind urbane Millennials (25-35 Jahre), die umweltbewusst sind, aber keine strengen Veganer. Sie nutzen primär Instagram und TikTok.
Ergebnis-Kontext: Die Kampagne soll Awareness für die neue Produktlinie schaffen und zum Probieren animieren. Ziel ist eine Reichweite von 500.000 und 10.000 Website-Besuche.
Situativer Kontext: Wir sind ein mittelständischer Lebensmittelhersteller, der bisher für qualitativ hochwertige, aber traditionelle Produkte bekannt war. Dies ist unser erster Schritt in den veganen Markt.
Lokaler Kontext: Die Kampagne startet in Deutschland, Österreich und der Schweiz, wobei regionale Unterschiede im Ernährungsverhalten zu berücksichtigen sind.”
Häufige Fehler bei der Kontextgestaltung vermeiden
- Irrelevante Informationen: Zu viele unwichtige Details, die vom Kern der Anfrage ablenken
- Fehlender Kontext: Wesentliche Hintergrundinformationen werden nicht bereitgestellt
- Widersprüchlicher Kontext: Sich widersprechende Angaben zur Zielgruppe oder Situation
- Überspezifizierung: So viele Einschränkungen, dass kreativer Spielraum fehlt
- Veralteter Kontext: Nicht mehr aktuelle Informationen zur Markt- oder Unternehmenssituation
Kontextermittlung als kontinuierlicher Prozess
Manchmal ist dir selbst der volle Kontext nicht bewusst. In diesem Fall kannst du die KI nutzen, um relevanten Kontext zu ermitteln:
- Starte mit dem bekannten Kontext: Gib alle Informationen, die du bereits hast
- Frage nach relevanten Faktoren: “Welche weiteren Kontextinformationen wären für diese Aufgabe wichtig?”
- Iteriere mit mehr Kontext: Ergänze deine Anfrage mit den neu ermittelten Kontextfaktoren
- Dokumentiere wichtigen Kontext: Speichere relevante Kontextinformationen für zukünftige, ähnliche Anfragen
Praxis-Tipp: Wenn du unsicher bist, welcher Kontext relevant ist, orientiere dich an der journalistischen W-Fragen-Methode: Wer (Zielgruppe), Was (Inhalt), Wann (zeitlicher Rahmen), Wo (Plattform/Kanal), Warum (Ziel), Wie (Tonalität/Format). So stellst du sicher, dass du keine wichtigen Kontextfaktoren vergisst.